RammBlog

LondON

| Keine Kommentare

Ich war noch nie in London. Schwerer Fehler, ich weiß. Irgendwie haben immer die beiden wichtigsten Voraussetzungen gefehlt. Mit der Etablierung der Billigairlines ist London nun auch nicht gerade ein billiges Pflaster geworden, aber zumindest machen die Flugkosten jetzt den geringsten Teil des Budgets aus.


Ich war also noch nie dort, wollte aber schon immer. Eine gute Idee war es, mir zum letzten Geburtstag einfach die Fixkosten der Reise schenken zu lassen. Ich hatte mir den November auserkoren. Ich bin eigentlich kein Mensch, der ständig irgendjemanden um sich haben muss. Nein, nein, ich kann schon mit Ruhe umgehen. Aber allein nach London – das wollte ich dann auch wieder nicht. Also fiel der November-Trip ins Wasser. Es wollte niemand mit.

Nächster Anlauf Dezember. Es kristallisierte sich heraus, dass ich den gesamten Februar ohne die Familie zubringen darf muss. Kuraufenthalt. Die Glücklichen. Für mich aber geradezu ideal, diese Zeit für den lange geplanten Trip zu nutzen. Ich will`s kurz machen: Es fanden sich nach und nach tatsächlich 2 Mitstreiter (zeitweise sogar 3, beim dritten war die Terminplanung aber offensichtlich extrem volatil) und kurzentschlossen wurden Tickets gebucht. Easyjet, klar. 50 Eur für Hin- und Rückflug + 10 Pfund für den Flughafentransfer, das ließ sich gut an. Ende Februar geht´s für 3 Tage rüber.

Auch die beiden Mitreisenden waren bisher noch nie in der britischen Hauptstadt. Aber eins war klar: wenn schon London, dann nicht, ohne auch etwas vom musikalischen Reiz der Stadt mitzunehmen. Natürlich möglichst abgefahren. Man will ja schließlich was zu erzählen haben. Beim Streifzug durchs Netz stieß ich nicht ganz zufällig auf die Seite von Metric. Metric ist eine kanadische Band, die derzeit für allerhand Schlagzeilen sorgen und die auch in Blogkreisen schon erstaunliche Fanscharen vorzuweisen haben. Nicht zuletzt wegen der wunderbaren und extrem anziehenden Emily Haines und ihrer einzigartigen Stimme. Die Kostproben der Webseite in Verbindung mit den überschwänglichen Lobpreisungen haben mich verdammt neugierig gemacht. Und so war ich auch völlig aus dem Häuschen, als ich in Metrics Tourkalender lesen durfte, dass am 26.02. ein Konzert in London ansteht. Hey, genau mein Weekend. Wahnsinn!! So viel Glück muss man haben und ich hab´s!! Zu allem Überfluss gibt´s gleich noch den Link zur Veranstaltungsstätte incl. Kartenbestellmöglichkeit frei Haus dazu. Centennial Hall – ich komme!! In solchen Fällen sollte man sich natürlich nicht auf sein Glück und Durchsetzungsvermögen am Konzertabend verlassen und Tickets vorher besorgen. Da wird`s sicher voll. Die spielen dieses Jahr schließlich als Vorband der Stones. Kreditkarte gezückt und die Tickets geordert. Liegen am Konzertabend an der Kasse bereit. Ein leicht mulmiges Gefühl hab ich ja. Aber die Vorfreude ist definitiv größer.

So vergehen einige Wochen und ich habe natürlich nichts Besseres zu tun, als jedem, der es hören oder nicht hören will, auf die Nase zu binden, dass ich zu Metric nach London fahre. „Was Metric kennste nich? Ganz großes Ding demnächst. Flieg ich hin.“

Vergangenen Freitag dann geh ich noch mal die Vorbereitungen durch und will mal nachsehen, wo denn die Centennial Hall so liegt in London. Irgendwie hab ich aber Probleme, die Adresse zu finden. Wer weiß, vielleicht verschrieben. Vielleicht gibt´s ja auf der Seite der Halle eine Anfahrtsbeschreibung. Gibt es natürlich nicht. Aber einen Link zu irgendwelchen Hotels in der Nähe. Hier fällt mir zum ersten Mal das „ON“ hinter London auf, bei dem ich mir aber immer noch nichts weiter denke.

centennial

Ist bestimmt ein Stadtteil oder so was. Auf der Metric-Page steht`s auch dabei. Zwischen lauter kanadischen Städten.

tourkalender

Komisch. Kommen die extra für ein Konzert nach London? Beim Aufruf meiner Kartenbuchung macht mich jetzt zum ersten Mal stutzig, dass ich die Dinger in Dollar bezahlt habe. Ging das in der ersten Euphorie wahrscheinlich noch als Service für die internationalen Gäste bei mir durch, macht mich diese Tatsache jetzt allerdings zusehends nervöser. Ich sehe mir die Seite der Halle noch mal genauer an. Ich könnte schwören, dass sich da in den letzten Wochen einiges verändert hat. Denn die blinkenden kanadischen Fähnchen hinter der Adresse wären mir doch aufgefallen, oder? Und hat nicht Thommy auch nachgesehen? Dem ist auch nichts aufgefallen. Und Herrn dysternis offensichtlich auch nicht. Hmm…. Langsam wird mein anfänglich nur vager Verdacht Gewissheit. Mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Nervös checke ich noch mal alle Quellen. Wieder und wieder. Das kann doch nicht sein!!

Doch, es kann. Ich muss mir eingestehen, dass ich zwar in die Britische Hauptstadt fliege, die Karten für Metric aber in London, Ontario, Canada gebucht habe. Ist das peinlich!!! Das glaubt mir doch kein Mensch, dass die ihr Konzert kurzerhand nach Canada verlegt haben, die Karten aber ihre Gültigkeit behalten….

Ok, ehrlich währt am längsten und ich ernte den erniedrigendsten Lacher seit langer Zeit.

Was nun? Schadensbegrenzung. Ich schreib erstmal ´ne Mail an die Centennial Hall. Ein bisschen auf die Tränendrüse drücken und auf armen Studenten machen. Vielleicht hilft`s. Die Antwort steht noch aus. Ich werde berichten.

Bis dahin: Wer am 26.02.06 zufällig in London, Ontario, Canada weilen sollte und Lust auf ein supergeiles Konzert hat, der kann von mir gerne die Karten (güstig) erwerben.

Ich zieh mir erstmal wieder die Decke über den Kopf und verlasse vorläufig nur bei Dunkelheit das Haus…

[Edit 18.01.06: Mittlerweile weiss ich auch, warum ich bei der Bestellung keine kanadischen Flaggen gesehen habe. Die Konzerthalle hat zwei Domains und ich habe bei der Bestellung diesen Link verwendet. F * * k!

Alte Kommentare findet ihr hier.

Schreib einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.