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The Return of Tonnen-Jürgen

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Tonnen-Jürgen
Ich muss schon sagen, das Gebaren eines Filous, der momentan den Bundestrainer aus dem kalifornischen Exil spielen darf, erinnert mich sehr an gewisse Verhaltensweisen in meinem derzeitigen Berufsleben. Schon allein aus diesem Grund macht mir der Mann langsam Angst.
Es ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, auch im bundesdeutschen Fussballtor einen Konkurrenzkampf auszurufen. Es ist erst recht nichts dagegen einzuwenden, dem besseren Torhüter in Auswertung des Duells den Vorrang zu geben. Keine Frage. Und ich kann behaupten, dass ich jetzt nicht unbedingt der größte Bewunderer des Privatmanns Kahn bin. Aber dennoch hat mich die Entscheidung von Tonnen-Jürgen heute ganz schön vom Hocker gehauen.

Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, als hätte die Entscheidung schon 2004, als der Schwaben-Lächler das Torhüterduell ausrief, fest gestanden. Die Entmachtung Kahns als Kapitän war zwingend notwendig, denn einen Kapitän setzt man nicht auf die Bank. Kurz darauf fliegt auch noch die deutsche Torhüter-Legende Sepp Maier, der Zeit seines Lebens für sein lockeres Mundwerk bekannt ist, aus dem Nationalmannschafts-Trainerstab, weil er sich ein paar unüberlegte Bemerkungen erlaubt. Fortan konnte sich California Smiley gelassen zurück lehnen und abwarten. Irgendwann konnte er es ihnen allen zeigen. Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und natürlich Kahn selbst – allesamt nicht unbedingt seine besten Freunde schon während seiner unglaublich erfolgreichen Bayern-Zeit und in letzter Zeit seine größten Kritiker, was die Torhüterrotation anbelangt. Manche behaupten auch, die „Zeitung“ mit den größten Buchstaben des Landes gehöre auch in diese Reihe der Flipper-Kritiker, denen er es jetzt nochmal so richtig zeigen wollte. Das mag sein, dazu will ich aber nix sagen, weil sie es sich verdient haben.
Bis zum gestrigen Tage behauptete der Grinsefisch, es stünden ihm zwei gleichwertige Torhüter zur Verfügung. Heute ist Lehmann „einen Tick“ besser. Was auch immer das heissen mag. Laut Andreas Köpke passt Lehmann besser ins deutsche Spielsystem. Das ich nicht lache. Welches Spielsystem meint der Bundestorwarttrainer denn? Ich konnte bisher noch keins erkennen. Bis auf das Italien-Spiel vielleicht, als man den Zuschauern schon mal vorführen wollte, was uns bei der WM blüht.
Zwei gleichwertige Torhüter also. Da erinnere ich mich an das Weltmeisterjahr 1990. Teamchef Beckenbauer stand damals für zwei vakante Positionen mit Litti, Icke Häßler, Sammer, Thon oder Bein ein extrem ausgewogenes Mittelfeld zur Verfügung. Der Teamchef meinte damals, er könne auf sportlicher Grundlage niemandem den Vorzug geben. Die Entscheidung fiel auf Litti und Icke, weil Beckenbauer damit seinen Dank und seinen Respekt für die fusballerische Gesamtleistung der beiden zum Ausdruck bringen wollte und die beiden nicht unmaßgeblichen Anteil am Erreichen der Endrunde hatten (ich weiss, dass wir uns diesmal nicht qualifizieren mussten…). Eine weise Entscheidung.
Genau diese Entscheidung hätte der Trainerstab aus meiner Sicht nun auch treffen müssen. Ein Sportler wie Oliver Kahn, von dem man wirklich halten kann, was man will, hätte es in meinen Augen bei den derzeitigen sportlichen Vorzeichen mehr als verdient, seine Karriere beim größten fussballerischen Ereignis im eigenen Land beenden zu können. Ohne Oliver Kahn wäre der deutsche Fussball der letzten Jahre schon viel eher dort gelandet, wo wir dank Tonnen-Jürgen jetzt stehen – im Niemandsland der Weltrangliste! Erst Recht in Anbetracht der ewigen Beteuerungen des Exil-Trainers, dass Kahn weiterhin die Nummer eins sei und Lehmann der Herausforderer, ist die Entscheidung nur als Schlag ins Gesicht, als später Return gegen alle Kritiker und als aalglatte Machtdemonstration zu verstehen. Das muss sich ein Spitzensportler nicht bieten lassen. Schon gar nicht von Filous und mittelprächtigen Mittelstürmern.
Ach ja, die TatsacheBehauptung in verschiedenen Kommentaren, dass die Familien Bierhoff und Lehmann privat einen engen Kontakt pflegen hat natürlich bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Genauso wenig, wie die Tatsache Behauptung, das Flipper und Lehmann beim gleichen Rechtsbeistand ein und aus gehen.

[tags]fussball, klinsmann, kahn, lehmann, torwartduell, wm[/tags]

10 Kommentare

  1. „… später Return gegen alle Kritiker und als aalglatte Machtdemonstration zu verstehen. …“

    durchaus richtig. Nicht zu bestreiten! Kahn hat in letzter Zeit aber Beständigkeit und Fehlerlosigkeit vermissen lassen. Oder?

  2. OK, er hat natürlich zwei, drei Dinger gehabt. Aber wenn ich einen Wettbewerb über 1,5 jahre ausrufe, kann ich nicht die letzten 4 Wochen als Maßstab nehmen. Zudem hat Klinsmann immer wieder unmissverständlich verkündet, dass beide gleichwertige Leistungen bringen. Die Statistik – zumindest was die Nationalmannschaft betrifft – hat das ja auch bewiesen.

  3. ich halt´s da mit schmidt: „wozu die aufregung…? …für die drei spiele!“

  4. Da hast Du nicht ganz Unrecht. Aber am Ende des Tages hoffen wir doch trotzdem auf mehr.
    Ich kann für keine andere Mannschaft so _richtig_ mitfiebern und deshalb kann ich auch Leute nicht verstehen, die sich freuen, wenn ihre eigene Mannschaft verliert. Das ist für mich nur pseudo-linkes Gehabe. Ich würds also Mist finden, wenn nach der Vorrunde für „uns“ alles vorbei wäre. Dann wär auch für mich das Turnier quasi vorbei. Ok, kann man nix mehr verpassen beim Bier holen…

  5. alter, da sind wir doch ganz sicher einer meinung.
    „mein“ team hat heut auch gewonnen. so langsam fang ich wieder an, an den aufstieg zu glauben

  6. Der Trainer-Azubi macht ernst!
    Das ich das noch erleben darf: Du ergreifst Partei für Olli Kahn! Respekt.
    Ich muss deiner Argumentation aber recht geben, das scheint von langer Hand vorbereitet. Die Angst vor dem Abschneiden „unserer“ Mannschaft (ich halte auch nichts davon, sich nicht zu bekennen) ist nicht unbegründet, auch der viel gepriesene Slogan von der Turniermannschaft hilft kaum noch als Durchhalteparole. Der Eindruck entsteht das Jürgen K. „seine“ Mannschaft aufstellt und das nicht unbedingt nach Leistungskriterien nominiert wird, sieht man auch ganz gut an beispielsweise Robert Huth (um nur mal einen namentlich zu nennen). Alle unliebsamen Querdenker werden der Reihe nach entfernt, nach dem Motto: Ist doch egal wie wir abschneiden, hauptsche ich hab mein Ding durchgezogen und meine Günstlinge durften auch noch mal ran.

  7. Von wegen Azubi. Ich bin schon seit Friedenszeiten staatlich anerkannter Fussball-Ãœbungsleiter! In Echt! :-)
    Ich ergreife im Übrigen nicht Partei _für_ Olli Kahn, sondern _gegen_ die Machenschaften von Tonnen-Jürgen. Der eine oder andere wird mir an dieser Stelle wieder meine prähistorische Bayern-Affinität als Grund vorhalten, das hat damit aber rein gar nichts zu tun.

  8. Mit Azubi meinte ich in den Bundes-Klinsi, das du ein Azubi oder Teilzeitfussballlehrer bist würde ich mir nie wagen zu behaupten ;-)

  9. Ups, das habe ich dann wohl falsch verstanden…:-)

  10. Ist doch gar nicht so abwegig. Wo das Kind doch jetzt auch wieder Spaß dran hat. Wie im wahren Leben: Solange er die Nummer Eins ist…

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