RammBlog

E-Wahl

| 2 Kommentare

Im Frühjahr 1989 ging ich mit Kuli und Lineal bewaffnet in die Wahlkabine, die zur (letzten) Kommunalwahl der DDR im Waldschloß aufgestellt war. Kuli und Lineal wurden dabei offen getragen, nur, um den anwesenden Wahlhelfern zu zeigen, dass ich natürlich die Wahlvorschläge durchstreichen werde. A little bit Opposition. Na ja.
Nach 18:00 Uhr und Schließung der Wahllokale begaben wir uns dann mit Block und Stift zur „offiziellen“ öffentlichen Auszählung der Stimmen und ich notierte jede „Nein“-Stimme ordnungsgemäß. Die anwesenden Genossen und die, die nicht als solche erkennbar waren und für ein bekanntes Ministerium arbeiteten, fanden das offenkundig nicht besonders nett. Ebenfalls: Na ja. Es war jedenfalls die einzige Möglichkeit für den normalen Bürger, Wahlverhalten kontrollierbar zu machen. Effektiv. Jedenfalls ist wohl klar, dass die Ergebnisse auf meinem Zettel nichts mit denen zu tun hatten, die am Montag darauf in der Zeitung standen.
Mittlerweile gehen die Tendenzen dahin, für die Stimmabgabe Wahlcomputer einzusetzen. Fuck! Jeder, der auch nur im Geringsten mit einem Computer Bekanntschaft geschlossen hat, weiss, dass das das Ende der freien Wahl sein könnte. Je nachdem, wer die Dinger bedient.
Deshalb unterstütze ich ausdrücklich diese Petition und fordere den geneigten Leser dazu auf, es mir gleich zu tun.

[via Spreeblick und CCC]

[tags]wahl, computer, petition[/tags]

2 Kommentare

  1. Jetzt wuerde ich aber gern noch wissen, wie denn die Differenz zwischen dem offiziellen Wahlergebnis und deinen gezaehlten Stimmen ausgefallen war.. Kannst du dich noch an prozentuale Groessen erinnern?
    Dass die Angaben in den Zeitungen nicht stimmen konnten, war ja irgendwie jedem klar, aber wie hoch waren denn in deinem Wahllokal damals die Nein-Stimmen?

  2. Der Anteil der Ja-Stimmen lag bei unter 90% circa, so weit ich mich erinnere. Im Gegensatz zu den 99,89% aus der Zeitung ein gewaltiger Unterschied. Aus heutiger Sicht ist das zwar immernoch ein kaum denkbares Ergebnis, aber wenn man bedenkt, dass die potentiellen „Nein“-Stimmer in der Regel gar nicht erst wählen gegangen sind, dann relativiert sich das.

Schreib einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.